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Hör auf zu jammern, stehe auf und laufe einfach mal los

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Zuletzt aktualisiert am 17. Oktober 2019

Heute kann ich ganz bewusst dazu stehen und offen und ehrlich sagen, es gab Zeiten in meinem Leben, in denen war ich ganz und gar nicht in meiner Inneren Mitte, eher hatte ich das Gefühl, ich stehe tatsächlich neben mir.

Ich habe die Welt und mein Leben durch einen grauen Filter wahrgenommen. Hatte keinerlei Motivation, konnte morgens kaum aufstehen, war völlig überfordert mit meiner kleinen Tochter, konnte weder arbeiten noch irgendetwas im Haushalt tun. Es gab keine Freude in meinem Leben, und auch keine Trauer oder Wut. Ich war im OFF-Modus. Ich bin herumgesessen oder gelegen und in meiner negativen Gedankenwelt absolut versunken. Wenn ich etwas gesagt habe, dann habe ich gejammert oder mich beklagt. Ich habe das Leben um mich herum kaum noch wahrgenommen. Morgens dachte ich nur, hoffentlich ist bald abends, abends dachte ich nur, hoffentlich ist die Nacht bald vorbei und es ist Morgen. Ich war in meiner Opferrolle gefangen. Mir ging es mies, obwohl es äußerlich gesehen keinen Grund dafür gab. Wenn ich mir das bewusst gemacht habe, dann ging es mir gleich noch schlechter, weil die Schuld- und Schamgefühle noch dazu kamen. Dann kam der absolute Tiefpunkt mitten im Urlaub. Ich hatte einen Nervenzusammenbruch. Das war der Zeitpunkt, an dem ich keinerlei Widerstand mehr leisten konnte und mir eingestehen musste, ich bin depressiv UND ich brauche HILFE. Ich komme da alleine nicht mehr raus. Wow. Ich habe mich so für mich selbst geschämt und bin noch mehr zum Opfer meiner selbst geworden, weil ich mich dafür verurteilt habe.

Ich musste mir professionelle Hilfe holen. Meiner Familie, meine Freunde, ja sogar den Erziehern im Kindergarten meiner Tochter habe ich erzählt, was mit mir los ist. Es gab viele positive Reaktionen und Unterstützung, aber auch Menschen, die gesagt haben, „jeder ist heutzutage depressiv, der neumodische Kram, wenn du depressiv bist, dann bin ich es auch.“ Ja, ich hatte keinen Verband um den Kopf, darum ist es für manche auch sehr schwer das zu verstehen oder einfach nur zu akzeptieren. Ich war vom Leben gezwungen worden, meinen Widerstand gegen meine Gefühle aufzugeben. Damals die Hölle. Jetzt, im nach hinein, ein Geschenk. Die Wahrheit zu sagen, mit meiner Familie zu sprechen, die Fakten auch im Kindergarten auf den Tisch zu legen, damit Betreuer  wissen, warum meine Tochter sich eventuell komisch verhält, keine Maske mehr tragen zu müssen und mir professionelle Hilfe zu holen war der Erste Schritt.  Ich musste mich aufraffen und loslaufen. Aus Scham wurde plötzlich Erleichterung. Ich hatte Unterstützung, dass ich mich selbst daraus befreien konnte. Es ist keine Schwäche, sondern eine Stärke, sich Hilfe zu holen. Ich habe wieder laufen gelernt, mit Minischritten, habe gelernt, warum ich überhaupt depressiv wurde. Ich will nicht lügen, natürlich gab es auch immer wieder Phasen, in denen ich mich nicht bewegt habe, weil es innerlich schmerzhaft war.  Dann gab es sogar wiederum einen Sprung nach vorne und zwei Tage später wieder drei Schritte zurück. Es war sehr anstrengend und es gab viele schwarze und graue Tage,  aber im nach hinein betrachtet befreiend. Denn die schwarzen Tage liegen hinter mir und immer mal wieder graue Tage zu haben, ist vollkommen in Ordnung. Es ist einfach nicht jeden Tag Sonnenschein. Inzwischen kann ich offen über dieses Thema sprechen. Die professionelle Hilfe war der Anfang, um wieder einigermaßen stabil zu sein, dann habe ich angefangen unzählige Bücher über die Psyche, Meditation, Gefühle, Beziehungen, Selbstliebe, Selbstakzeptanz, Abgrenzung, Wertesysteme, inneres Kind, Achtsamkeit und Vieles mehr zu lesen,  viele Seminare und Coachings besucht und unzählige Podcasts angehört um mich selbst besser zu verstehen und zu akzeptieren. Ich habe mich mit meiner Kindheit und meinen Trigger Punkten auseinandergesetzt. Ich probiere viele Übungen aus und die, die mir gut tun, behalte ich bei. Die Dinge zu wissen ist das eine, aber es auch speziell anzuwenden ist genauso wichtig. Ich habe viel zu lange darauf gewartet, dass mich jemand zufrieden, gelassen und glücklich macht. Habe Situationen vermieden und mich selbst ganz oft in der Opferrolle gesehen. Ich kann nicht….., aber die Anderen sind Schuld……., das kann man doch nicht machen……, wenn ich das sage, dann mag mich der andere nicht mehr….., Erwartungen erfüllt die ich dachte, die ich erfüllen muss…… Dann konnte ich nicht mehr funktionieren, zuerst schleichend dann mit einem großen Knall, die Fassade war zusammengebrochen. Heute weiß ich, dass ich mir das alles selbst angetan habe. Bitte nicht falsch verstehen, es gibt immer Tage, an denen irgendwie alles blöd läuft und das Leben keinen Spaß macht. Doch jetzt kann ich Sie mit Gelassenheit und einem Lächeln nehmen. Das Glück hat nicht an meine Haustüre geklopft, sondern ich musste aufstehen und loslaufen.

Fazit:

wenn es dir nicht gut geht, suche dir professionelle Hilfe

  • wenn du nicht zufrieden bist mit einigen Punkten im Leben, überlege dir was es ist und arbeite daran, von alleine wird’s nämlich nicht besser, nimm es selbst in die Hand
  • wenn du nicht weißt, was du gerne als Hobby machen möchtest, stehe von dem Sofa auf und probiere verschiedene Sachen aus
  • Wenn du dich immer über dieselben Sachen ärgerst, überlege dir warum und ändere etwas, entweder in deiner Einstellung z.B. durch innere Kind Arbeit, Meditation, professionelle Hilfe etc. oder indem du respektvoll und ohne Vorwürfe kommunizierst, was deine Bedürfnisse und Wünsche sind
  • Wenn du immer Ja sagst um gemocht zu werden, obwohl dein Herz ein leises Nein flüstert, gehe tiefer und erforsche neugierig, warum das so ist und dann übst du, zu deinen Bedürfnissen zu stehen
  • Wenn du immer das Gefühl hast, die anderen sind schuld an deinen Gefühlen oder Situationen, dann kümmere dich um deine Gefühle, was sie dir sagen wollen
  • Wenn du Konfliktscheu bist, dann stelle dich dieser Angst und probiere in kleinen Schritten mal nicht der Meinung deines Gegenübers zu sein
  • Wenn du Angst davor hast, alleine zu sein, versuche es immer mal wieder mit kleinen Pausen für dich ganz allein, mache einen kleinen Spaziergang, geh mal alleine ins Café, übe die alltäglichen Dinge immer mal wieder alleine bis du z.B. mal einen ganzen Tag schaffst, vielleicht sogar irgendwann einen ganze Woche Urlaub alleine?
  • Wenn du dich über die Politik aufregst, dann mach dich über die Parteien schlau und geh währen
  • Wenn dich die Umweltverschmutzung stört, dann kaufe weniger Plastik ein, fahr möglichst oft mit dem Fahrrad, dem Zug etc.
  • Wenn du dich immer als Opfer siehst, dann fang an, dein Leben selbst zu gestalten, denn du hast immer eine Wahl, du musst nicht jammern, du kannst einfach mit anpacken

 
Eine Geschichte aus meinem Leben:

Als Kind wollte ich immer Reiten lernen. Meine Eltern hatten dafür kein Geld.

Ich habe Zeitungen ausgetragen. Ich bin mit dem Fahrrad zum 5 km entfernten Stall gefahren und habe Ställe ausgemistet um bei den Pferden sein zu können und mir hin- und wieder eine Reitstunde zu Leisten. Ich wollte es unbedingt und habe meine Kraft und Energie dafür eingesetzt, damit dieser Traum war wird. Mir war klar, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ein Pferd samt Reitlehrer an meiner Haustüre klopft und sagt, „hey Monika, komm wir gehen jetzt reiten“ ziemlich gering ist. Deshalb bin ich losgelaufen.

Heute reite ich immer noch. Mein jetziger Traum ist es, einmal am Strand entlang zu galoppieren. Ich habe mir einen Reitstall an der Ostsee gesucht, in dem ich es heuer in meinem Urlaub einfach mal ausprobieren möchte. Ich bin Westernreiterin (Cowboystyle) und habe großen Respekt vor den großen Englischpferden sowie dem Sattel. Ob ich mich tatsächlich traue dann mit einem fremden Pferd in dem ungewohnten Sattel am Strand entlang zu galoppieren, weiß ich noch nicht. Aber zumindest kann ich mich ja mal draufsetzten und im Schritt losgehen. Das ist der Anfang und dann sehen wir weiter…..

  • Willst du reiten lernen? – Dann steh auf und suche dir einen Reitstall.
  • Du hast kein Geld für Reitstunden? – Dann gehe z.B. Zeitungen austragen, Boxen ausmisten, kaufe weniger Klamotten etc. und setzt Prioritäten
  • Bei den ersten beiden Reitställen gibt es keinen Reitunterricht nur Privatpferde? – dann suche den Nächsten
  • Der englische Reitunterricht macht dir keinen Spaß? – dann probiere es mit Westernreiten oder Springreiten
  • Westernreiten macht dir auch keinen Spaß? – Kein Thema, aber du hast es einmal ausprobiert und kannst dir dafür auf die Schultern klopfen und von deiner „was ich alles in meinem Leben machen möchte Liste“ streichen

Es gibt immer einen Weg, es gibt immer eine Lösung, aber du MUSST aufhören, dich als Opfer zu sehen, zu jammern und darauf zu warten, dass das Glück an deiner Tür klopft. Wir haben bei uns in Deutschland (fast) alle Möglichkeiten, die es nur gibt.  Geh raus, fange an zu los zu laufen, probiere aus, sei neugierig, erforsche das Leben. Mal einen Schritt vor, mal einen zurück, dann biegst du mal links ab, hältst mal wieder inne und dann gehst du wieder weiter. Jeder von uns fällt mal, aber es gibt keinen Grund liegen zu bleiben, nur damit man nicht mehr fällt. Hätten wir das als Kind auch getan, hätten wir nie laufen gelernt.  Ja, ein aufgeschürftes Knie tut weh, keine Frage. Dann puste es, kümmere dich um dein Knie und dann geht’s wieder weiter. Das Leben ist Bewegung.

Deine Monika

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