Zuletzt aktualisiert am 25. Oktober 2019
Beim Agieren gestalten wir unser Leben selbst, wir wissen was wir wollen, was uns gut tut, was wir gerne machen. Wenn wir immer mehr wissen und auch tun, was wir gerne tun, wird der aktive, der agierende Teil in uns auch immer stärker und mehr. Somit müssen wir uns weniger Gedanken um unsere Reaktionen bzw. unser Reagieren machen.
Dennoch bleiben immer noch genügend Situationen im Leben übrig, in denen wir reagieren müssen. In zwischenmenschlichen Beziehungen geht es um die Abwechslung zwischen Reaktion und Aktion. Ich habe selbst die Entscheidung, wie ich reagieren möchte. Meine Methode, um so zu reagieren, wie ich es möchte ….
Ein Beispiel aus meinem Leben:
Ich werde von meiner derzeit 6 jährigen Tochter gebeten, ihr etwas zu trinken zu bringen, während Sie spielt. Ich nehme mir einen Moment um
- In mich rein zu spüren, möchte ich dass jetzt gerade tun oder ist mir etwas anderes gerade wichtiger, bin ich gerade beschäftigt, möchte ich das noch fertig machen oder tue ich ihr diesen Gefallen gerne.
- Mitgefühl meiner Tochter gegenüber, ist Sie gerade total müde vom Kindergarten, braucht Sie gerade eine mentale Pause und hat trotzdem Durst, wäre sie körperlich und geistig dazu in der Lage, Ihr Bedürfnis selbst zu erfüllen oder ist sie gerade einfach nur zu bequem? Ist Sie alt genug, um ihr das selbst zumuten zu können?
Entsprechend wie die Antworten bei 1 und 2 ausfallen, so entsprechend reagiere ich und stehe dazu.
Wenn ich gerade nicht aufstehen möchte, sie aber alt genug ist um sich selbst etwas zu trinken zu holen, aber komplett erschöpft ist, dann könnte ich z.B. sagen, bring mir bitte das Glas und das Wasser, ich schenke es dir ein. Somit muss ich nicht extra aufstehen, ich traue ihr zu, dass Sie noch in der Lage ist, ein Glas und eine Flasche zu holen, trotzdem helfe ich ihr gerne beim Einschenken, weil ihr dafür z.B. die Konzentration und Kraft fehlt.
Ich sage vor allem Erwachsenen gegenüber inzwischen viel öfter, respektvoll und wertschätzend, aber bestimmt, nein, so möchte ich das nicht. Gerne können wir das aber so machen.
Nimm dir ein paar Atemzüge zeit bevor du entscheidest
Mir hilft es auch, wenn ich mir ein paar Sekunden Zeit gebe und z.B. sage, einen Augenblick bitte oder ich überlege es mir und gebe dir zeitnah ein Feedback. Dann gehe ich mental aus der Situation raus und betrachte Diese von außen, also als Beobachter. Das bedarf etwas Übung, zugegeben. Aber es hilft ungemein. Denn oft sehen wir als Außenstehender viel besser. Wenn sich z.B. zwei Leute Streiten und wir beobachten Dieses Prozedere, können wir oft erkennen, „Hey Leute, ihr redet gerade komplett aneinander vorbei“. Wenn ich also als Beobachter besser erkennen kann, was gerade los ist, dann macht es Sinn, diese Technik auch für sich selbst anzuwenden.
Als nächstes überlegst du dir, warum du dir nicht erlaubst, Nein zu sagen.
In den meisten Fällen haben wir Angst, dass wir dann als egoistisch gelten und wir nicht mehr geliebt werden. Das wir ein böser Junge/böses Mädchen sind und die Anderen uns ein Nein vielleicht übel nehmen. (lies dir diesen Satz bitte öfter durch, damit du ein Gefühl dazu bekommst) Besonders schwierig ist es oft, wenn wir gerade gelobt wurden oder uns jemand einen Gefallen getan hat. Wir rechnen auf und denken dann, jetzt müssten wir eine Gegenleistung erbringen. Aber VORSICHT! Du musst gar nix. Wenn dir der andere einen Gefallen getan hat, deshalb muss du noch lange keine Gegenleistung erbringen. Denn du gehst zukünftig einfach davon aus, dass deine Mitmenschen dir einfach einen Gefallen getan haben, weil sie es machen WOLLTEN, absolut bedingungslos.
Vergleichen und Aufrechnen ist absolutes Gift
Ich richte jedes Jahr zu Weihnachten ein Weihnachtsfest mit meiner großen Familie aus und zwar deshalb, weil ich es gerne mache. Wenn ich dazu keine Lust mehr habe dann lasse ich es einfach sein. Würde ich jetzt allerdings erwarten, dass nun „endlich“ mal jemand anderes dran ist und sich revanchiert wäre das manipulativ. Das kann man auf alle Lebenssituationen ausweiten. Nur weil eine Bekannte mal für meine Tochter als Babysitter da war, heißt das nicht, dass ich ihr jetzt beim Umzug helfen muss. Natürlich besteht das Leben aus einer Balance zwischen geben und nehmen. Aber wenn ich keinen Umzug machen will, dann will ich nicht und das ist ok. Vielleicht darf ich ihr ja beim Streichen helfen, das mache ich gerne.
Vergleiche und Aufrechnen sind absolutes Gift für alle zwischenmenschlichen Beziehungen. Es staut sich Frustration auf, denn einer hat immer das Gefühl zu viel zu geben oder zu wenig zu bekommen. Wenn du etwas machst, dann mache es von Herzen, bedingungslos oder sage von vornherein ganz klar deine Bedingungen und Erwartungen, aber stelle keine Aufrechnungen an. Im Gegenzug kannst du dich frei machen, dass du jemandem etwas schuldest, weil er etwas für dich gemacht hat. Gehe davon aus, dass dir der Andere gerne einen Gefallen getan hat. Wenn du ein komisches Gefühl dabei hast, dann sprich es an, damit du dich selbst davon befreien kannst, irgendjemandem etwas schuldig zu sein. Gute zwischenmenschliche Beziehungen halten ein klares respektvolles „ Nein“ und dazugehörige Gespräche aus.
Sei MUTIG
Traue dich und reagiere so, wie es dir gut tut. Es hat niemand etwas davon, wenn du vor lauter Helfersyndrom, Selbstaufgabe und Burnout zu Grunde gehst, nur um ein braves Mädchen zu sein und alle Bedürfnisse und Wünsche deiner Kinder, deines Partners, deiner Eltern erfüllst. Es ist dein Leben. Du darfst auch mal eine Scheiß –Mama, eine Scheiß-Tochter, eine Scheiß-Schwiegertochter oder eine Scheiß-Ehefrau sein – in den Augen deiner Mitmenschen. Du musst nicht immer gefallen und dich für die anderen aufopfern. Du musst dir gefallen und auch deine Bedürfnisse erfüllen. Es ist DEIN Leben.
Durch diese Klarheit erarbeitest du dir den Respekt deiner Mitmenschen , denn sie können dich besser einschätzen, müssen sich nicht DEINEN Kopf zerbrechen und sich ebenfalls darauf verlassen, das du von Herzen wirklich da bist, wenn du JA sagst.
Servus und Namasté
Deine Monika
Hier ein Buchtip von mir der zu diesem Blogthema gut passt: