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Warum wir den Unterschied zwischen Wunsch und Bedürfnis kennen sollten

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Zuletzt aktualisiert am 25. Oktober 2019

Mir war lange nicht klar, dass es einen Unterschied zwischen Wünsche und Bedürfnisse gibt.
Warum? – Weil ich nicht darüber nachgedacht habe. In der Elternschule unserer zukünftigen Montessorischule unserer Tochter wurde dieses Thema angesprochen.
Der Schulpsychologe und Grundschullehrer sagte folgendes zu uns Eltern. „Erfüllen Sie Ihren Kindern möglichst alle Bedürfnisse, aber erfüllen Sie bitte auf keinen Fall alle Wünsche.“ Daraufhin habe ich mich in diese Thematik eingearbeitet und ich durfte so einige Erkenntnisse gewinnen, die ich heute mit dir teilen möchte. Wer kennt Sie nicht, die Bedürfnispyramide nach Maslow? (siehe Bild)

Ich habe die Bedürfnispyramide nach Maslow bestimmt schon zwanzig Mal in meiner beruflichen sowie privaten Karriere durchgekaut. Trotzdem habe ich Sie immer mit Wünschen gleichgesetzt, bis ich mich näher damit beschäftigt habe.
Wie in der Bedürfnispyramide gut ersichtlich gibt es verschiedene Grundbedürfnisse (und es gibt noch sehr viel mehr Bedürfnisse!!!), die in unterschiedliche Stufen gegliedert sind. Wenn ich Hunger habe, dann möchte ich etwas essen. Wenn ich Ruhe brauche, dann ziehe ich mich zurück (Stufe 1). Wenn ich Lust habe, mit meinem Mann, mit einer Freundin Abends auf der Terasse gemeinsam eine schöne gesellige Zeit zu verbringen (Stufe 3 Zugehörigkeitsgefühl, Freundschaft) dann frage ich ihn/Sie danach. Ich fühle mich in meinem kleinen Häuschen sicher und geborgen und ich verdiene genug Geld zum Leben (Stufe 2). Bis hierher ist es eigentlich ganz einfach.

Wünsche sind konkreter und versuchen das Bedürfnis dahinter zu befriedigen.
Manchmal haben wir aber Wünsche, die sehr konkret sind, hinter denen aber eigentlich ein Bedürfnis steht. Wenn wir diese Wünsche dann erfüllt bekommen, sind wir eventuell ein paar Tage zufrieden, vielleicht aber auch nicht. Und dann kommt schon der nächste Wunsch, weil das Bedürfnis dahinter nicht erkannt und befriedigt werden konnte.

Hierzu ein Beispiel aus unserem Alltag:
Meine Tochter wünschte sich ein ferngesteuertes Flugzeug. Da sie hierfür noch zu klein ist haben wir ihr eine Minidrohne zum Geburtstag geschenkt. Diese wird nun aber kaum benutzt. Leider habe ich im nachhinein erst die warum Frage gestellt. Jetzt ist es mir klar. In einem Wimmelbuch hat sie einen Jungen gesehen, der ein ferngesteuertes Flugzeug fliegt. Er lacht und hat Spaß! (ihr Bedürfnis war also, Spaß und Freude zu haben). Die Drohne zu fliegen ist zwar ganz nett, macht aber nicht so viel Spaß wie sie es erwartet hat. Sie hat also den Wunsch mit dem Flugzeug geäußert um das Bedürfnis Spaß und Freude befriedigen.
Fazit: Bei dem nächsten Spielzeugwunsch versuche ich erst einmal herauszufinden, was denn hinter dem Wunsch steckt. Vielleicht mit Mama und Papa gemeinsam Spaß haben, also Zeit mit uns zu verbringen, zu lachen, Blödsinn zu machen? Vielleicht wäre ein Zoobesuch, ein gemeinsamer Ausflug auf einen Abenteuerspielplatz ein besseres Geschenk. Ich arbeite daran 🙂

Ein weiteres Beispiel für Erwachsene:
Mein Wunsch ist es, mir möglichst oft tolle, teure Kleidung zu kaufen und einen BMW zu fahren. Warum ist das mein Wunsch? Ich habe ein Statussymbol, bei dem ich annehme, dass mich die anderen Menschen wertschätzen, respektieren und anerkennen. Die Frage ist nur, wie lange. Nach ein paar Wochen muss ich mir wieder neue Kleider kaufen und den BMW durch einen Ferrari ersetzen. Denn ich bin nicht mehr das Gesprächsthema, die Anerkennung von anderen Menschen war da, jetzt ist es aber zur Gewohnheit geworden. Um wieder Wertschätzung zu erhalten, würde die Spirale endlos nach oben gehen. Denn jeder erfüllte Wunsch hält nur kurzzeitig an, wenn das Bedürfnis dahinter nicht befriedigt wurde.

Stelle warum Fragen:
Warum ist mir die Anerkennung und Wertschätzung der anderen so wichtig? Weil ich mich selbst dadurch definiere? Weil ich mich selbst zu wenig anerkenne und wertschätze? Dann ist es an der Zeit, an mir selbst zu arbeiten. (Link zum Blog folgt in Kürze)

Vielleicht benötige ich ja auch einfach nur ein „normales Auto“ um mobil zu sein. (Grundbedürfnis = Freiheit, Mobilität, Spontanität). Mein Grundbedürfniss ist mit diesem Auto gedeckt. Mein Grundbedürfnis nach Anerkennung und Wertschätzung aber nicht. Dies ist eine Arbeit, die beginnt aber ebenfalls bei mir selbst. Sage dir jeden Tag, aus tiefstem Herzen: „Ich respektiere und wertschätze mich, so wie ich bin. Ich habe meine Freiheit und Mobilität durch mein Auto, dass ich mir gegönnt habe. Es ist zuverlässig und braucht wenig Kraftstoff, da mir die Umwelt sehr am Herzen liegt. Ich bin sehr stolz auf mich. Ich kann fahren, wohin ich möchte, heute an den See, morgen in die Berge. Das übrige Geld, das ich für ein teures Auto benötigen würde, investiere ich lieber in gesundes Essen.“ (oder eben Dinge, die dir sonst noch wichtig sind.)

Fazit:

Überlege dir also bei dir selbst ebenfalls genau, ist das ein Wunsch oder ein Bedürfnis. Wenn es ein Wunsch ist, dann gehe in dich und reflektiere, welches Bedürfnis WIRKLICH dahinter steht. Wenn du einfach mobil und flexibel sein willst, dann reicht auch ein zuverlässiges „Allroundauto“. Wenn du das Grundbedürfnis Anerkennung und Wertschätzung dadurch befriedigen möchtest, arbeite an dir, dass du dich selbst respektierst und wertschätzt. So bekommst du dieses Grundbedürfnis dauerhaft für dich befriedigt.
Nur wenn deine dahinterstehenden Bedürfnisse befriedigt sind, macht der erfüllte Wunsch auch wirklich langfristig Freude.

Natürlich sollten wir trotzdem träumen und Wünsche haben.

Bitte verstehe mich richtig. d.h. nicht, dass wir keine Wünsche mehr haben sollten. Vielleicht ist es ja schon ein ganz lang gehegter Traum, dass du einen BMW fahren möchtest. Aber überlege dir, warum du das möchtest. Denn, wenn du dir deine Anerkennung, Wertschätzung selbst geben kannst durch dein „Inneres“, also die Einstellung zu dir selbst, dass du gut genug bist, dann ist der BMW ein „Zuckerl“ oben drauf und du bist unabhängig von der Wertschätzung und Anerkennung anderer. Dann freust du dich über deinen BMW, so oder so, auch wenn dein Nachbar sagt: „Hey, ich fahre Ferrari, der ist viel cooler als dein BMW.“ Es berührt dich nicht, denn du bist mit deinem BMW zufrieden und glücklich und musst nicht weiter in der Spirale rödeln, um einen Ferrari zu bekommen und von deinem Nachbar die Anerkennung zu erhalten. Denn glaube mir, selbst wenn du irgendwann deinen Ferrari hast, dann hat er einen Lamborgini.

Bedürfnisse treiben uns an.

Mich, meine Tochter, meinen Mann, ja jeder möchte seine Bedürfnisse erfüllt bekommen. Wünsche sind die Methode, die wir anwenden, um dieses Bedürfnis erfüllt zu bekommen. Wenn meine Tochter nach der zweiten Gute-Nachtgeschichte sagt, bitte Mama, noch eine lesen, dann kann dahinter ein Wunsch oder ein Bedürfnis stehen. Wenn es das Bedürfnis nach Nähe und Geborgenheit ist, dann werde ich dieses Bedürfnis erfüllen. Mein Bedürfnis nach Ruhe und „Feierabend“ muss warten. Deshalb muss ich ihr aber keine dritte Geschichte vorlesen. Ich kann auch einfach noch bei ihr bleiben und die Zeit zu zweit genießen mit kuscheln, kraulen etc. Wenn es ein Wunsch war, weil sie noch keine Lust hat, zu schlafen, weil sie was verpassen könnte oder weil die Geschichten gerade so spannend waren, dann wäre dies in meinen Augen ein Wunsch und ich überlege mir, ob ich diesen Wunsch tatsächlich erfüllen möchte. Wenn nicht, dann werde ich sie enttäuschen und keine dritte Geschichte lesen.

Ich darf Wünsche abschlagen und enttäuschen. 

Nun ist es aber an mir, diese Enttäuschung meiner Tochter auszuhalten, weil ich ihr den Wunsch nicht erfüllt habe. Ja, das Leben ist kein Wunschkonzert. Ich darf enttäuschen und sie darf enttäuscht sein und dies auch lautstark zum Ausdruck bringen. Nicht selten höre ich dann. „Du bist die blödste Mama der Welt“. Mein Kommentar darauf: „Wenn du das gerade so empfindest, dann ist das so.“ Aber ich bleibe mit ihr in Kontakt und lasse sie mit diesen Gefühlen nicht alleine. Ich bin weder verletzt noch gekränkt oder bestrafe sie dann durch Liebesentzug. Ich bin einfach nur da und bin halt gerade eine blöde Mama.

Fazit:

  1.  Erkenne, ob es sich um einen Wunsch oder ein Bedürfnis handelt, bei dir oder bei deinen Mitmenschen, das ist nicht immer leicht, zugegeben.
  2. Stelle dir/deinem Gegenüber warum Fragen, damit du an das Bedürfnis hinter dem Wunsch herankommst
  3. Vergleiche mit „anderen“ sind frustrierend und du machst dich abhängig von deren Meinung. Wenn du unabhängig und zufrieden sein willst, dann respektiere und wertschätze deine aber auch die Bedürfnisse deiner Mitmenschen und arbeite an dir selbst.
  4. Halte es aus, wenn du den Wunsch einer anderen Person nicht erfüllen möchtest, egal wie seine Reaktion ist. Wütend, beleidigt, ……
  5. Erfülle das Bedürfnis deiner Kinder möglichst immer, die Wünsche aber bitte nur, wenn du das wirklich möchtest

und dann Schritt für Schritt üben, reflektieren, üben, reflektieren, üben, reflektieren, …..

In diesem Sinne,

Servus und Namasté
Deine Monika

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