Zuletzt aktualisiert am 24. Oktober 2019
Ich fühle mich angegriffen, verletzt und ziehe mich dann zurück, bin beleidigt und nehme es dem Anderen übel, weil Alle und Alles gegen mich ist.
Manche Menschen fühlen sich oft angegriffen oder verletzt und sind beleidigt, egal wie die Unterhaltung oder die non-verbale Kommunikation läuft. Das ist oft anstrengend für alle Beteiligten, denn es kostet der Person, die sich angegriffen und verletzt fühlt unglaublich viel Kraft und Energie, weil die ganze Welt immer „gegen sie“ ist. Ebenso anstrengend ist es aber auch für die Gesprächspartnern oder dem näheren Umfeld, weil man immer genau aufpassen muss, was man sagt, damit der Andere eben nicht beleidigt ist (man möchte ja niemand absichtlich beleidigen und verletzen). Diese Menschen triggert sehr viel. Sie können schlecht ein Nein vertragen und nehmen vieles sehr persönlich.
Ich überdenke konstruktive Kritik und entscheide mich dann, ob diese für mich zutrifft oder nicht.
Andere Menschen wiederum nehmen nichts persönlich, sie sind sich ihrer selbst sicher, sie gehen einfach Ihren Weg. Sie nehmen die Kritik an, denken darüber nach und entscheiden dann, ob sie gerechtfertigt ist oder nicht. Diese Menschen sind nicht beleidigt, sie überdenken einfach die andere Meinung, empfinden die Kritik als Anregung oder Denkanstoß und nicht als Trigger. Sie entscheiden dann für sich selbst, ob das für Sie selbst zutrifft oder nicht. Diese Personen gehen davon aus, das vieles im Leben für sie passiert.
Warum ist das so?
Hierzu ein Beispiel: Du triffst einen Nachbarn und heute grüßt er nicht. Sofort überschlagen sich die Gedanken in Millisekunden in deinem Kopf ohne dass du auch nur ansatzweise die Chance hast, darauf zu reagieren. Daraufhin macht sich ein komisches Gefühl in deinem Magen bemerkbar und deine Kiefermuskulatur und dein Solarplexus verkrampft sich.
Reaktion 1, Selbstkritik: Mag er mich nicht? Habe ich etwas gesagt oder getan, dass er mich nicht mehr grüßt? Wann habe ich ihn zuletzt getroffen und wie war unser Verhältnis da? Habe ich ihn versehentlich beleidigt? Die Glaubenssätze dahinter wären in diesem Fall: Ich bin nicht gut genug! Ich bin nicht liebenswert genug! Ich möchte aber gemocht werden! Ich will niemanden enttäuschen! Du wertest dich ab. Gehst davon aus, dass es an dir liegt. Das du nicht nett genug, freundlich genug, gut genug warst. Gleichzeitig übernimmst du die Verantwortung für die Gefühle der anderen Person und willst es wieder „gut machen“. Das dich die Person wieder mag, das diese Person von dir nicht enttäuscht sein kann. Deine Frage an dich selbst wäre dann: Warum denke ich, dass es an mir liegt? Warum gehe ich davon aus, dass ich etwas falsch gemacht habe? Warum möchte ich um jeden Preis gemocht werden, auch wenn ich dabei meine eigenen Grenzen überschreite? Warum ist es mir so wichtig dass mich diese Person mag und meine eigene Meinung lieber nicht selbstsicher vertrete?
Reaktion 2. Verurteilung und Angriff: So ein Arsch. Gestern waren wir noch zusammen gesessen und heute hält er es nicht einmal für nötig mich zu grüßen. Was bildet sich der eigentlich ein. Der denkt wohl, er kann mit mir machen was er will? Wenn es ihm passt, dann bin ich gut genug und wenn es ihm nicht passt, behandelt er mich wie Luft? Arroganter Depp. Aber nicht mit mir. Irgendwann werde ich ihm das heimzahlen. Glaubenssätze dahinter wären unter anderem: Ich bin gläsern! Jeder springt mit mir um, wie er gerade will! Der andere denkt er ist besser als ich! Ich bin weniger wert wie er! Ich bin unwichtig! Du fühlst dich nicht wertgeschätzt oder abgewertet von der anderen Person. Du machst eine Art unsichtbares Konto in deinem Kopf auf und speicherst dieses Gefühl der mangelnden Wertschätzung und Anerkennung. Irgendwann kommt der Punkt, an dem du dieses Gefühl des ungleichen Kontostandes ausgleichst damit dein Seelenfrieden wieder hergestellt wird. Es kann sein, dass du die Person irgendwann gar nicht mehr magst, weil du dich des Öfteren ungerecht behandelt fühlst. Du baust eine unsichtbare Mauer auf von dem der andere gar nichts weiß. Vielleicht wirst du aber auch wütend und aggressiv und es kommt zu einem heftigen Streit mit vielen Vorwürfen und der andere weiß gar nicht, was ihm gerade geschieht oder von was du sprichst, weil sich alle Situationen auf deinem Konto angesammelt haben? Deine Fragen an dich selbst wären dann z.B. Folgende: Warum fühle ich mich nicht wertgeschätzt oder gläsern, nur weil er mich nicht grüßt? Kann ich mir diese Wertschätzung und Anerkennung selber geben? Warum brauche ich die Wertschätzung und Anerkennung anderer? Warum traue ich mich nicht, die Person direkt anzusprechen und das direkt zu klären? Denkt er wirklich, er ist besser als ich? Warum denke ich, dass er besser ist als ich und mit mir machen kann, was er will? Gehe ich oft über meine Grenzen, dem anderen zuliebe oder damit ich den anderen nicht enttäusche und habe aber anschließend die subtile Erwartung, dass ich etwas zurückbekommen sollte oder das Gefühl, dass ich ausgenutzt werde? Warum gehe ich über meine Grenzen? Damit ich gemocht werde? Damit mir niemand Vorwürfe machen kann? Damit ich nicht als egoistisch dastehe? Warum lege ich so viel Wert darauf, was der andere von mir denkt? Warum ist mir die Meinung des anderen so wichtig? Ist es an der Zeit, mir selbst die Wertschätzung und Anerkennung zu geben, die jeder Mensch von Geburt an verdient hat?
Schon mal dran gedacht, dass es absolut rein gar nichts mit dir zu tun haben könnte? Vielleicht hat dich dein Nachbar gerade tatsächlich nicht gesehen! Vielleicht hat er einfach gerade einen schlechten Tag und möchte sich am liebsten verkriechen! Vielleicht ist er komplett in Gedanken versunken und nimmt gerade nichts um sich herum war!
Ein weiteres Beispiel: Du hast studiert und bist jetzt in einer gehobenen Anstellung mit Führungsposition in einer großen angesehenen Firma, aber du bist nicht von Herzen bei der Arbeit. Du möchtest gerne etwas anderes ausprobieren, etwas was dich erfüllt und von Herzen Spaß macht, vielleicht als Erzieherin oder an der Supermarktkasse? Dann kann folgende Kritik kommen!
- Fragen an dich selbst und was du darüber glaubst: Denkst du, dass du zu alt bist, um noch einmal etwas Neues anzufangen? Glaubst du, eine Erzieherin oder eine Supermarktangestellte ist weniger wert, weil Sie vielleicht nicht studiert haben? Du hast dein Studium dann umsonst gemacht? Du bist weniger wert, wenn du nicht mehr in dieser gehobenen Anstellung bist? Du kannst deinen Lebensstil dann nicht halten, kommst finanziell nicht über die Runde oder deine Freunde wenden sich von dir ab? Du bist weniger wichtig, weil du keine großen Projekte mehr stemmst? Überprüfe deine eigenen Glaubenssätze und ändere deine Einstellung dir zuliebe. Denn wenn du von Herzen gerne im Supermarkt arbeitest, den Leuten von Herzen hilfst, Ihre Dinge zu finden und ihnen eine wunderschönes Wochenende wünscht, dann kommt das bei dir selbst und bei deinem Gegenüber auch wirklich an. Und wer weiß, vielleicht kommen ein paar Kunden nur wegen dir in den Supermarkt, weil du deinen Job von Herzen gerne machst und die Kunden das spüren. (ich spreche aus eigener Erfahrung, mein Mann ist so ein Kunde J )
- Kritik von außen. Deine Eltern, dein Partner etc. sind wenig begeistert von deiner neuen Idee und äußern ihre Bedenken. Sie haben sich etwas anderes für dich vorgestellt. Tatsächlich verbergen sich dahinter deren eigene Ängste und die geben sie an dich weiter. Deine Eltern waren vielleicht als Kinder sehr arm. Sie hatten selbst einen enormen Leistungsdruck, damit es Ihnen und ihren Kindern, also du, einmal besser geht und sich keine Gedanken machen müssen, wie die Miete bezahlt werden soll und warmes Essen auf dem Tisch steht. Sie wünschen sich, dass du eigenständig und unabhängig bist von deinem Partner. An sich ein wertvoller Gedanke und nachvollziehbarer Grund. Aber es sind die Bedenken deiner Eltern, nicht deine. Denn was hilft es dir, ein „besseres“ Leben zu führen, was deine Eltern sich für dich wünschen, wenn du nicht glücklich bist? Deine Eltern wollten und wollen wahrscheinlich immer nur das Beste für die eigenen Kinder, also dich. Dennoch sind wir Kinder irgendwann erwachsen. Wir dürfen und müssen irgendwann aufstehen und selbst für uns entscheiden, welches Leben wir leben wollen und dafür stehen wir auch selbst gerade! Das erfordert Mut und Verantwortung für sich selbst, keine Frage. Dein Partner hat vielleicht bedenken, dass ihr nicht mehr so teure Urlaube machen könnt oder vielleicht nur noch in den Ferien, wenn der Kindergarten zu hat? Ja, diese Möglichkeit besteht. Aber was ist dir wichtiger. 46 Wochen im Jahr einen Job machen, der dich nicht erfüllt mit der Belohnung von sechs Wochen Wahnsinnsurlaub außerhalb der Saison? Oder 46 Wochen mit erfülltem Herzen zu arbeiten mit 6 Wochen Urlaub in kleinerem Stil oder zuhause? Wie könnt ihr auf einen Nennen kommen? Vielleicht kann dein Partner einen Teil deines Urlaubs bezahlen, wenn ihm das so wichtig ist? Es gibt für alles eine Lösung, wenn man nur will. Auch da gilt es zu sagen, es sind die Ängste deines Partners. Versuche die Hintergründe zu verstehen, versetze dich in seine Lage, sprecht über Lösungsmöglichkeiten und hole deinen Partner mit seiner Angst ab.
Fazit: Stelle dir immer wieder folgende Fragen wenn du Kritik bekommst, die dich berührt oder wenn dich etwas triggert:
- Hast du bei diesem Thema noch eine Frage an dich selbst? Bist du dir bei diesem Thema selbst noch nicht sicher? Warum genau triggert dich das? Welche Bedenken und Glaubenssätze kommen hier verborgen zum Vorschein?
- Warum wertest du dich automatisch ab und gehst davon aus, dass es etwas mit dir zu tun hat? Welche Angst steckt bei dir dahinter?
- Welche Angst steckt bei deinem gegenüber dahinter, wenn du Kritik bekommst? Ist es außerhalb der Komfortzone und des Sicherheitsdenkens der Person, die die Kritik ausspricht und gibt ihre Angst somit an dich weiter? Wie kannst du die Person mit ihrer Angst da abholen, wo sie gerade steht?
Viel Spaß beim Hinterfragen, servus und namasté
Deine Monika